…und Bericht vom Nina Hagen -Konzert in der Dreieinigkeitskirche in Eschweiler , am 22.06. 2011
Am frühen Mittwoch-Nachmittag telefoniere ich mit Klaus Ascheneller : „Es tut mir leid, dass es all diese Hektik gab, unser Thema ruft bei einigen eben leider eine starke Abwehr hervor“. Ich stelle einige Fakten richtig (tatsächlich hatten die Nonne und/oder die EUREGIO-Dame ihm gegenüber wohl behauptet , dass wir während des Konzerts in der Kirche verteilt hätten). Ascheneller bestätigt mir die erneute Einladung auch zum zweiten Abend , gegenüber meiner Hoffnung:“ Heute ist es ja eine protsestantische Kirche, vielleicht wird es da unkontroverser“ gibt er aber, sehr richtig, zu bedenken : „Der Veranstalter, die EUREGIO Aachen, ist aber derselbe“.
Da wir erst in den hinteren Teil einer Regionalbahn einsteigen, deren vorderen Teil wir hätten nehmen sollen, kommen wir recht spät, im Lichte der folgenden Ereignisse ist dies Glück, da Hagen selbst und Ascheneller deshalb nur kurz nach uns eintreffen.Ich beginne die Flyer zu verteilen, erneut mit Erfolg, meine Mutter möchte schon in die Kirche, heute etwas mehr vom Konzert selbst mitbekommen. Doch evangelische Pfarrer lassen sich auch nicht lumpen ! Da keine Nonnen zur Verfügung stehen, engagieren sie kurzerhand den örtlichen Provinz-Security, wie aus der Karikatur : bullig, starke wenn auch durchaus teigige Arme, Wallros-Schnurrbart) „Sie kommen hier nicht rein“ baut er sich bedrohlich vor meiner Mutter auf, „Anweisung von Herrn Pastor“. Die Dame der EUREGIO erscheint wieder, triuphierend lächelnd, sie hat das Feld hier wohl schon vorher kräftig bearbeitet : „Das Hausrecht hat hier der Pastor (ist das heute wenigstens geklärt), er steht dahinten: Dieser ist besonders charmant, ähnelt äusserlich verblüffend seinem Security, und sagt : „Sie verschwinden auf die andere Seite des Platzes, bis zur Moltke-Strasse(ca. 50 m weg). Und auch dieser Flyer wird hier nicht verteilt (dass er Spenden lieber selbst einsammeln will, versteht sich von selbst): Der Security tritt nun auch auf mich zu, „schiebt“ mich einige Meter weg, tönt gegenüber einem Nachfrager :“…angebliche Einladung von Nina Hagen persönlich..etc“
Wir stehen einen Moment etwas ratlos rum, ich erreiche Ascheneller auf seinem Handy nicht, aber dann geht alles sehr schnell : Ich erblicke ihn auf der Treppe zum Gemeindehaus rechts neben der Kirche, eile auf ihn zu, beschattet vom drohenden Security: „Es geht leider nicht ohne Kontroversen, Herr Ascheneller, heute müssen Sie sogar dafür sorgen dass wir überhaupt reinkommen“. Er ist etwas schüchtern, und sagt dann nur noch-„Ja, moment mal, da kommt Nina jetzt auch selbst“-und gibt die Treppe für seinen Star frei: Das Gesamtkunstwerk Nina Hagen schwebt die Treppe herunter, ich möchte ansetzen zu erklären, aber das ist nicht nötig : ‚Davidchen'(So hatte mich vor ca. 33 Jahren mein Grossvater genannt, seitdem niemand mehr), ‚das war ja was gestern Abend (sie scheint gut informiert). Aber heute wird alles klappen, ich widme Euch ein Gospel, und du kannst in Ruhe deine „Traktate“ verteilen. Der da (deutet auf einen Mitarbeiter) bringt Euch jetzt rein‘. Die ganze Szene ist filmreif, der Security wird sehr schnell sehr klein, und bleibt den Rest des Abend völlig im Hintergrund, der Pastor selbst tritt gar nicht mehr in Erscheinung. Wer mich als ziemlich formellen, eher konservativ gekleideten Menschen kennt, wird sich aber auch vorstellen können, dass allein der Unterschied zwischen Nina Hagen und mir, und dazu die Bezeichnung „Davidchen“, sehr lustig ist. Das Bild wird von einigen jugendlichen Fans abgerundet, die ihr Glück nicht fassen können, durch uns soviel Zeit für Fotos von Nina Hagen aus naher Distanz zu haben.
Auch vom Chauffeur Hagens geleitet (sehr autoritär :“Keine Bange, Sie gehen jetzt hier rein“) kommen wir in die Kirche , und können einem wirklich sehr guten(da die Kirche kleiner ist als am Vorabend auch sehr intensiven) Konzert beiwohnen. Hagen singt einige Gospel(„Down by the riverside“) und Bürgerrrechts-Klassiker(„We shall overcome“), ein Wolf-Biermann Lied („Soldat, Soldat in Uniform“), und, tatsächlich auch in protestantischer Kirche, ein „Ave Maria“. Auch unserer Initaitive widmet sie ein Lied, ich kannte es nicht, aber das „Lord help me walk another mile“ ist schon sehr passend.
Nach dem Konzert gibt es noch einmal etwas Unsicherheit, ich möchte mich nochmal bedanken, wir fürchten aber den letzten Zug zu verpassen, da örtliche VIPs und viele Fans mit Fotos und Autogrammen versorgt werden wollen. Spätestens aber nachdem sich heraustellt, dass Klaus Ascheneller aus dem evangelischen Teil Mittelfrankens stammt, in dem auch meine Mutter geboren ist, und auch ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe (er kann nicht aus ‚ Bayern‘- wie auf seiner Website angegegben- sein, hatte ich mir bald gedacht, so überrascht er von den Emotionen zum Thema ‚Priesterkinder‘ schien ) bahnt sich ein Weg zum Happy-End. “ Ich hab‘ das jetzt mit Nina geklärt, wir nehmen Euch mit zurück nach Aachen“ sagt er dann, wenig später steigen wir vor den Augen der EUREGIO-Dame(ob sie aus dem Verlauf etwas lernen wird ?) in den Nina Hagen von der Stadt Aachen gestellten Mercedes. Im Auto bleibt Hagen, auf meine Frage wie sie ursprünglich auf unsere Website gestossen ist, ganz fest : „Da wird mich wohl Jesus geführt haben“.
In Aachen verabschieden wir uns in grosser Dankbarkeit für ihre wirklich ehrliche und von Herzen kommende Unterstützung, bei der sie bleiben wird, obwohl sie, wie ich noch anmerke „nun ein bisschen gesehen hat , was einem da entgegenschlagen kann“.